Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst hat am gestrigen Ewigkeitssonntag die renovierte Martin-Luther-Kirche in Webenheim im saarländischen Bliesgau wieder in Dienst gestellt. Die Erhaltung der Kirche war zuvor nicht gesichert. Durch das Konzept, ein Kolumbarium - eine Begräbnisstätte für Urnen – zu integrieren, konnte die Kirche erhalten werden. Die Künstlerin Madeleine Dietz entwarf das Kolumbarium. Offiziell eingeweiht wird es Anfang kommenden Jahres.
Die Landauer Künstlerin ist erfahren in der Ausgestaltung von Kirchenräumen. Sie entwarf bereits das außenliegende Kolumbarium an der Klosterkirche Bad Dürkheim-Seebach, bislang das einzige auf dem Gebiet der Landeskirche. Mit Webenheim kommt eine innenliegende Urnenwand hinzu. Den Übergang des Kirchenraums zum Kolumbarium markiert ein Tor. Zwölf große Buchskulpturen aus Stahl beherbergen jeweils 48 Wandnischen, in denen die Urnen verbleiben. Verschlossen werden sie mit erdfarben bemalten Holzplatten. Stahl und Erde, Kultur und Natur, Holz und Ton sind die Materialien von Madeleine Dietz, neben stahlgrauen dominieren warme Töne. „Gewalzten Stahl verwende ich als Mittel zum Bewahren, zum Verschließen und Schützen“, erklärt die Künstlerin. „Die Erde ist für mich das Symbol von Werden und Vergehen. Die Erde ernährt uns, wir gehen in sie zurück“.
Bei der Indienstnahme am Ewigkeitssonntag betonte Kirchenpräsidentin Dorothee Wüst aus persönlicher Erfahrung die Bedeutung besonderer Trauerorte. Das Kolumbarium in der Martin-Luther-Kirche werde künftig ein solcher Ort sein. Wüst bestärkte die Verantwortlichen für das Projekt, insbesondere das Presbyterium, das sich intensiv befasst und „mutig und konstruktiv“ auf die Doppelnutzung eingelassen habe. „Denn auch wenn es uns nicht gefällt, gilt noch immer, dass der Tod zu unserem Leben gehört. Und wenn er kommt, brauchen Menschen Hilfe, Unterstützung, Trost. Und sie brauchen einen Ort, wo sie ihre Toten gut aufgehoben wissen“, so die Kirchenpräsidentin in ihrer Ansprache.
Die Idee eines Kolumbariums im Kirchenraum trug Peter Butz, Dekan des Kirchenbezirks Zweibrücken, in die Kirchengemeinde ein. Beteiligt waren auch die landeskirchliche „Arbeitsgruppe zur zukünftigen Nutzung kirchlicher Räume“ sowie die Beauftragte für Kunst und Kirche, Birgit Weindl. Für die Kirchengemeinde ist das Ergebnis auch finanziell ein Gewinn: Da die Mittel begrenzt sind, wurde laut Pfarrerin Ines Weiland-Weiser zwischenzeitlich ein Verkauf der Martin-Luther-Kirche erwogen. Die Nutzungsgebühren der Urnenplätze sollen nun den Gebäudeunterhalt sichern helfen.
Weitere Infos: Ein Kolumbarium ist eine Begräbnisstätte für Urnen. Die Urnengräber in der Martin-Luther-Kirche Webenheim unterliegen wie auf den Friedhöfen einer Nutzungsdauer. Nach Ablauf verbleibt die Asche der Verstorbenen in einem „Ewigkeitsgrab“ im Chorraum. Das Kolumbarium wird nach seiner endgültigen Fertigstellung 2022 eingeweiht, eine Webseite und Informationsmaterial folgen. Ab sofort können Urnengräber über den protestantischen Verwaltungszweckverband Zweibrücken-Pirmasens erworben werden.
https://www.sr.de/sr/sr3/themen/panorama/kolumbarium_webenheim_100.html